Vincenza Benedettino

Open Access: Fokum eEvening Lecture Sommersemester 2021

Vincenza Benedettino, M.A., Heidelberg/Paris, spricht über:

Werner Haftmanns Neue Nationalgalerie. Schaffung einer „Weltgalerie“ für Westberlin?

***ABGESAGT***

Links: Ansicht der Ausstellung der Erwerbungen, im Vordergrund Sinnende von Wilhelm Lehmbruck (1913/14), Neue Nationalgalerie, Westberlin 1973 © Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, Reinhard Friedrich. Rechts: Werner Haftmann vor der Neuen Nationalgalerie, Westberlin 1968 © Staatliche Museen zu Berlin, Zentralarchiv, Reinhard Friedrich.

++Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 finden im Sommersemester 2021 alle Veranstaltungen des Forums Kunst und Markt / Centre for Art Market Studies online statt.++

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Die Berufung Werner Haftmann (1912–1999) im Jahre 1966 zum Direktor der Neuen Nationalgalerie in Westberlin bildet den offiziellen Höhepunkt seiner erfolgreichen Karriere im westlichen Nachkriegsdeutschland. Bekanntheit erlangte der Kunsthistoriker bereits zuvor insbesondere durch die Veröffentlichung zahlreicher Bücher, darunter die 1954 erschienene Enzyklopädie „Malerei im 20. Jahrhundert“ sowie durch seine kunsthistorische Mitwirkung an den ersten drei Kasseler documenta-Ausstellungen (1955, 1959 und 1964)). Mit seinem Amtsantritt als Museumsdirektor 1967 begann Haftmann, das kuratorische Konzept und das Ankaufsprogramm der Neuen Nationalgalerie nach seiner „Enzyklopädie“ auszurichten. Dabei versuchte er, seine Erfahrungen aus dem ephemeren und temporären Kontext der documenta in einen stabilen und dauerhaften musealen Zusammenhang zu überführen.
Der Vortrag analysiert Haftmanns Ankaufsstrategien im historischen und politischen Kontext der 1960er und 1970er Jahre. Die Problematiken bei der Erwerbung von Kunstwerken für die permanente Sammlung, die der komplexen bürokratischen Situation und der prekären finanziellen Lage des Museums in der geteilten Stadt geschuldet waren, trugen dazu bei, seine zu Beginn seiner Amtszeit formulierten ehrgeizigen Ziele zu schmälern. Der Beitrag wird auf der einen Seite Haftmanns Bestrebungen hervorheben, Ausstellungen internationaler Künstler:innen in Westberlin zu präsentieren und ihre Werke für die Sammlung zu erwerben. Auf der anderen Seite werden sein schwieriges Verhältnis zur lokalen Jugendkunstszene, seine Abneigung gegen zeitgenössische Kunst und seine konservativen Vorstellungen vom Museum als Institution aufgezeigt. Diese Aspekte erlauben es, zusammen mit der Betrachtung seiner Ausbildung und seines Karriereanfangs in der NS-Diktatur, Haftmanns kuratorische Arbeit und seinen kunsthistorischen Beitrag im westlichen Nachkriegsdeutschland in einem neuen Licht wahrzunehmen.

Vincenza Benedettino promoviert an der Universität Heidelberg und der École du Louvre in Paris mit der Cotutelle-Dissertation Werner Haftmann – Leiter der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Wechselausstellungen und Ankaufspolitik (1967–1974). Von 2017 bis 2019 war sie Stipendiatin des Landes Baden-Württemberg am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und von 2019 bis 2020 „Paris x Rom“-Stipendiatin am Deutschen Forum für Kunstgeschichte, Max Weber Stiftung in Paris und an der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom. Im Jahr 2020 erhielt sie das Cotutelle-Stipendium der Deutsch-Französischen Hochschule (UFA) und das Abschlussstipendium der Landesgraduiertenakademie der Universität Heidelberg. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte und Museologie an der Università degli Studi di Trieste, der Universität Heidelberg, der École du Louvre und der Université de Montréal im Rahmen des zusammen mit der École du Louvre organisierten Seminars zur kanadischen Museologie. Zu Haftmanns SA-Mitgliedschaft vergleiche ihre Publikation „Werner Haftmann as the Director of the Neue Nationalgalerie in Berlin (1967–1974): Survey of the Curatorial Concept in the West German National Modern Art Gallery during the Cold War“ (1.2020).

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