Lara Eva Seeliger

Fokum eEvening Lecture Wintersemester 2022/2023

LIVE ONLINE EVENT // TUB-ZOOM

Lara Eva Seeliger, M.A., Zürich, spricht über:

Verflechtungen. Die Kunsthalle Basel und der Kunsthandel im frühen 20. Jahrhundert 

Datum: 30/01/23, 18:15-19:45 h MEZ
Ort: TUB-Zoom

Links: Ausgestellt und angekauft 1912 in der Kunsthalle Basel: Camille Pissarro, Un coin de l’Hermitage, Pontoise, 1878, Öl auf Leinwand, 54.6 x 65 cm, Inv. 871, Kunstmuseum Basel, Bilddaten gemeinfrei, Sammlung Online, Zugriff vom 28.12.2022. Rechts: Im Fokus: die Kunsthalle Basel. Alfred Kugler, Restaurant Kunsthalle mit Bankverein und Elisabethenkirche vom Steinenberg aus, 1933, Fotonegativ, 24 x 30 cm, Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1012 67 (Fotoarchiv Kugler).

++Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 finden im Wintersemester 2022/2023 alle Veranstaltungen des Forums Kunst und Markt / Centre for Art Market Studies online statt.++

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Seit 150 Jahren wird in der Kunsthalle Basel moderne und zeitgenössische Kunst ausgestellt, vermittelt und verkauft. Dies vor allem seit dem ersten Konservator Wilhelm Barth (1869 – 1934), der hier während seiner 25-jährigen Amtszeit von 1909 bis 1934 als international engagierter Ausstellungsmacher und Kunstvermittler wirkte. Neben schweizerischer Kunst zeigte er bis zum Ende des ersten Weltkrieges regelmäßig Verkaufsausstellungen französischer und deutscher Kunst in Basel, die in Zusammenarbeit mit Kunsthändlern aus dem In- und Ausland organisiert wurden. Im Rahmen des Dissertationsprojekts zu Wilhelm Barth und der Kunsthalle Basel werden solche Ausstellungen französischer Kunst erstmals grundlegend aufgearbeitet und damit eine professionalisierte und länderübergreifende Arbeitspraxis aus Basler Perspektive beleuchtet.
Der Vortrag widmet sich der Basler Kunsthalle als Bestandteil eines sich im frühen 20. Jahrhundert formierenden Netzwerkes des Kunstmarktes und den Verflechtungen von Ausstellungen, Kunsthandel und kultureller Propaganda. Anhand von Verkaufsausstellungen im Zeitraum zwischen 1912 und 1917 werden in einem ersten Teil exemplarisch Ausstellungspraktiken, Verkaufsstrategien und Provenienzen aufgezeigt und es wird diskutiert, welche Rolle deutsche, französische und schweizerische Institutionen und Kunsthändler dabei spielten. Während einige dieser Akteure auch heute noch namentlich bekannt sind, blieb der Kunsthallendirektor Wilhelm Barth bislang weitgehend unerforscht – obwohl er gerade für die Schweizer Anfänge einer modernen, länderübergreifenden Ausstellungs- und Vermittlungspraxis von großer Bedeutung ist.
In einem zweiten Teil werden die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf den Schweizer Kunstmarkt und das Basler Ausstellungsprogramm exemplarisch aufgezeigt. Anhand von Wanderausstellungen französischer und deutscher Kunst, die im Sinne einer kulturellen Propaganda der kriegsführenden Nachbarländer strategisch geplant wurden, soll die Bedeutung der neutralen Schweiz für den Kunstmarkt in den Blick genommen und dabei gezielt die Rolle und Motivation von Wilhelm Barth und der Kunsthalle Basel reflektiert werden.
Der dritte Teil widmet sich den Folgen dieser Ausstellungen: dem Kaufinteresse und den Erwerbungen französischer und deutscher Kunst durch Schweizer Sammler:innen und Institutionen. Die Auswertung von Archivalien wie Verkaufsbelegen und bisher nicht berücksichtigten Briefwechseln zwischen Sammler:innen, Vermittlern, Händlern und Kuratoren ermöglicht es, ein differenziertes Bild dieser internationalen Verflechtungen wiederzugeben und auf dieser Grundlage neu zu diskutieren.

Lara Eva Seeliger ist Kunsthistorikerin und Doktorandin am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich. Ihr Studium an den Universitäten Stuttgart und Zürich (seit 2019) schloss sie 2021 mit einer Masterarbeit zur Ausstellungs- und Rezeptionsgeschichte von Paul Gauguin und Henri Matisse in der Basler Kunsthalle ab. Mit ihrem aktuellen Dissertationsprojekt am Lehrstuhl Moderne und zeitgenössische Kunst am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich forscht sie zu Wilhelm Barth (1869 – 1934), der als erster Konservator der Kunsthalle Basel sowohl die Basler als auch die Schweizer Kunstszene nachhaltig prägte. Neben der Ausstellungs-, Vermittlungs- und Sammlungsarbeit von französischer Kunst in den Jahren 1912 bis 1933 wird insbesondere die beginnende Internationalisierung des Schweizer Kunsthandels in den Blick genommen. Im Rahmen ihrer Forschungen arbeitete sie in internationalen Sammlungen und Archiven, zuletzt in Paris, Venedig, Zürich und Basel. Seit 2022 ist sie zudem im Bereich der Provenienzforschung als Volontärin / wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Lange & Schmutz tätig.

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