Matthieu Leimgruber

Open Access: Fokum eVortragsreihe Wintersemester 2020/2021

Prof. Dr. Matthieu Leimgruber, Zürich, spricht über:

Kriegsgeschäfte, Kapital und Kunsthaus: Die Entstehung der Sammlung Bührle im historischen Kontext

Datum: zugänglich ab 18/01/2021
Link: Kuk TU Berlin YouTube

Links: Emil Bührle inmitten der Gemälde seiner Kunstsammlung (Zollikerstasse 172, Zürich). Rechts: Emil Bührle vor einem Prototyp einer Flugabwehrrakete, auf dem Gelände des CONTRAVES (Seebach, ZH. Heute: RUAH Space). Dmitri Kessel, LIFE-Magazine, 1954 © Getty Images & Time Inc.

++Aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 finden im Wintersemester 2020/2021 alle Veranstaltungen des Forums Kunst und Markt / Centre for Art Market Studies online statt.++

++Titel, Abstract und CV sind immer in der jeweiligen Vortragssprache wiedergegeben.++

Abstract: Das Wirken des Waffenindustriellen, Kunstsammlers und Kulturförderers Emil Bührle (1890-1956) in Zürich hat seit den späten 1930er Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Von den Netzwerken der verdeckten Aufrüstung des besiegten Deutschlands in den 1920er Jahren über die massiven Exporte an das nationalsozialistische Deutschland und seine Achsenmächte während des Zweiten Weltkriegs bis hin zu den Waffenlieferungen an die Vereinigten Staaten während des Koreakriegs konnte Bührle durch die Aktivitäten der Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon (WO), dem größten Waffenhersteller der Schweiz, ein immenses Vermögen anhäufen und eine der bedeutendsten Privatsammlungen moderner Kunst des 20. Jahrhunderts aufbauen.
Der Vortrag analysiert die wichtigsten Phasen der Entstehungsgeschichte dieser Kunstsammlung zwischen 1936 und 1956. Insbesondere geht es um die Strukturen und Akteure der verschiedenen Kunstmärkte, auf denen Bührle tätig war (zuerst in der Schweiz und dann auf den großen Kunstmärkten in Paris, London und New York), um die Verwicklung des Sammlers in die Enteignung von Kunstwerken während des Zweiten Weltkriegs, aber auch ganz allgemein um Bührles Verflechtungen zwischen kriegsbedingter Bereicherung, sozialem Aufstieg und Elitenetzwerken.
Die Vergangenheit und Gegenwart des Kunsthauses Zürich sind eng mit der Sammeltätigkeit und Kulturförderung Bührles verbunden. Bereits in den 1950er Jahren verhalf er mit seiner Finanzierung eines Erweiterungsbaus dem Kunsthaus zu nationaler Bedeutung. Mit dem bevorstehenden Einzug der rund 200 Kunstwerke aus der Stiftung Sammlung Bührle in einen zweiten Erweiterungsbau des Kunsthauses im Herbst 2021 soll das Züricher Museum mit den größten Museumsinstitutionen der Welt auf internationalem Niveau konkurrieren können. Mit der kommenden Eröffnung halten nicht nur impressionistische Meisterwerke, sondern aufgrund der Verflechtungen von Kunst, Krieg und Kapital auch die bewegte und tragische Geschichte des 20. Jahrhunderts Einzug in das Museum.

Der UZH Forschungsbericht „Kriegsgeschäfte, Kapital und Kunsthaus“, der im November 2020 in Zürich offiziell vorgestellt wurde, ist hier verfügbar.

Matthieu Leimgruber ist an der Universität Zürich Professor für Geschichte der Neuzeit mit einem Schwerpunkt auf der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2016 beauftragte ihn die Stadt und der Kanton Zürich, eine Studie über die «Kontextualisierung» der Sammlung Emil Bührle durchzuführen.

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