Bénédicte Savoy „Der Preis der Kunst um 1800“

Prof. Dr. Bénédicte Savoy

Symbolisches Kapital? Preise im Louvre um 1800

Anfang 1810 wurde im napoleonischen Frankreich per Gesetz festgelegt, dass der gesamte Kunstbesitz aller staatlichen Museen systematisch inventarisiert werden sollte. Ein Inventar wurde angelegt und mit Blankoseiten gedruckt, die in den darauffolgenden drei Jahren u. a. von der Verwaltung des Musée Napoléon (Louvre) sorgfältig ausgefüllt wurden. Damals waren im Louvre all diejenigen Kunstwerke versammelt, die Frankreich ab 1794 in allen von ihm eroberten Gebieten von den Niederlanden bis Italien über Deutschland, Österreich etc. beschlagnahmt hatte: eine Art Meta-Museum der europäischen Kunstgeschichte. Das Inventar war nach Schulen geordnet, jede Seite in Spalten unterteilt: Inv.-Nr., Künstlername, Kurzbeschreibung, Provenienz, Masse, geschätzter Preis des Werks, geschätzter Preis des Rahmens, aktueller Standort, Bemerkungen. Da sich zu diesem Zeitpunkt (1813) so gut wie *alle* antiken und nach-antiken Kunstwerke, die von der europäischen Kunstgeschichte bis dahin rezipiert worden waren, im Louvre versammelt fanden, bietet das Inventar mit seiner Kategorie “Preis” eine unschätzbare Quelle für die Geschichte der Wertschätzung von Künstlern und Kunstobjekten, im materiellen (finanziellen), aber auch im immateriellen Sinn (Geschichte des Kunstgeschmacks). Das Projekt geht folgenden Fragen nach: 1. Warum eine “Preisspalte” gerade 1813 (ein Novum)? 2. Wer war für die Schätzungen zuständig? Warum und mit welchen Folgen? 3. Was erzählen die aufgeschriebenen Preise über die Geschichte des Kunstmarktes um 1800 und 4. was über die Geschichte der Kunstgeschichte bzw. des Geschmacks?

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