Dr. Berit Wagner

LECTURE ON MONDAY, 21/01/2019

Dr. Berit Wagner, Frankfurt am Main, talks about:

Der verführte Sammler – Der deutsche Kunsthandel in Stadt und Hof um 1600

Date: 21/01/2019, 6:15 p.m.
Venue: Room A 111, Architecture Building of the TU, Straße des 17. Juni 150/152, 10623 Berlin

Bartholomeus van Bassen (?), Interior of the Vladislav Hall in the Prague Castle, 50 x 70 cm, c. 1607, Würzburg, Martin-von-Wagner-Museum

++Title, abstract and CV are always written in the respective language of presentation.++

Abstract: Im Gegensatz zum niederländischen Kunsthandel des Goldenen Zeitalters ist der deutsche Kunsthandel der Vormoderne noch wenig erforscht. Jedoch entwickelte sich auch in den deutschen Kunst- und Handelszentren bereits im ausgehenden Mittelalter kontinuierlich ein reger Kunsthandel innerhalb eines europäischen Netzwerks. Diese Entwicklung ist insgesamt im Spannungsfeld gestiegener Konsumwünsche auf dem Sektor des wachsenden Luxusgütermarktes zu bewerten. Die berühmte Sammelleidenschaft und die Errichtung der Kunst- und Wunderkammern der Frühen Neuzeit verführten Sammler – überwältigt vom großartigen Angebot des Marktes – sogar dazu, über die Maßen Geld in die neu entstehenden Kollektionen zu stecken. Andererseits litten sie – nicht anders als heute – an den Engpässen für Werke gesuchter Künstler.
‚Kunstmessen‘ lassen sich im Umfeld der großen Halbjahres- und Jahresmessen im 16. Jahrhundert in Frankfurt am Main, Leipzig und ebenso in Köln beobachten, wie der Vortrag zeigen wird. Sehnlich erwarteten Kunden, Händler und nicht zuletzt auch Künstler derartige Veranstaltungen. Etwas anders ging es an den Höfen mit den exklusiven Offerten weitgereister Kunsthändler zu. Allerdings waren städtischer und höfischer Kunstmarkt enger verbunden als häufig angenommen. Verschiedene Träger und Akteure brachten auf dem komplexen Feld des Kunsthandels innovative Kunstobjekte in den Umlauf und stießen somit einen intensiven europäischen Kunst- und Kulturtransfer an.

Berit Wagner hat in Halle, Pisa und Colchester Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Die Promotion absolvierte sie im Rahmen des Pro*Doc Graduiertenprogramms „Kunst als Kulturtransfer seit der Renaissance 1400–1600“ an der Universität in Bern. Seit 2008 ist Berit Wagner wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl der Städel-Kooperationsprofessur des Kunstgeschichtlichen Instituts der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie erforscht insbesondere die naturmagischen Bildkonzepte nördlich und südlich der Alpen am Beispiel Dürers, Tizians und Rubens’ sowie die kulturellen Praktiken des Kunsthandelns und Kunstsammelns zwischen 1400 und 1650. Zu ihren jüngsten Buchpublikationen zählen “Bilder ohne Auftraggeber. Der deutsche Kunsthandel im 15. und frühen 16. Jahrhundert mit Überlegungen zum Kulturtransfer” (Petersberg 2014) sowie “Kunsttransfer und Formgenese am Mittelrhein 1400–1500” (im Erscheinen, hrsg. mit Martin Büchsel und Hilja Droste, Berlin 2019).

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